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Gerd Leißring ist Mitarbeiter im Haus Miriam in Rastenberg. Am 1. April feierte er sein 30-jähriges Dienstjubiläum. 30 Jahre Finneck - wer schon so lange bei uns arbeitet, hat viel erlebt. Davon hat er im Interview erzählt.
Herr Leißring, wie sind Sie damals zur Stiftung gekommen? "1992 bin ich bei der Suche nach einer Zivildienststelle auf die Stiftung Finneck aufmerksam geworden. Es war eine Zeit des Umbruchs. Damals arbeitete ich als Facharbeiter für Pflanzenproduktion im Volksgut Memleben, und dieses wurde aufgelöst, das geplante Landwirtschaftsstudium wurde hinfällig, und mittendrin kam der Einberufungsbescheid. Die Stiftung war eine der ersten Einrichtungen der Region, in der man seinen Zivildienst ableisten durfte. Viele andere Träger waren damals noch nicht so weit. Die Strukturen für den Zivildienst waren erst im Aufbau."
Warum haben Sie sich damals für die Stiftung entschieden? "Ich habe schlicht in der vorgegebenen Zeit keine andere Zivildienststelle gefunden. :-) "
Wie hat sich Ihr Werdegang bei Antritt der Zivildienst-Stelle gestaltet? "Ich hatte die Wahl für eine Stelle in einer Jungen- oder Mädchengruppe und habe mich spontan für die Jungen entschieden. Die Jungs sind mir dann ganz schön ans Herz gewachsen. Es fiel mir sehr schwer, nach dem Zivildienst wieder zu gehen. Gegen Ende des Zivildienstes wusste ich, dass es ist, was ich danach machen möchte und habe mich in der Stiftung beworben. Am 01.04.1994 habe ich dann als Gruppenhelfer im Haupthaus angefangen. In den folgenden Jahren ging ich berufsbegleitend zum HFU nach Potsdam und wurde Heilerziehungspfleger. Seit dem bin ich fester Mitarbeiter der Stiftung."
Was sind Ihre liebsten Dienste? "Morgens um fünf liebe ich die Spätschicht, nachmittags um zwei die Frühschicht. Und wenn ich länger frei habe, vermisse ich die Bewohner und Kollegen schon. Insgesamt liegt mir eher die Spätschicht."
Können Sie uns von einem besonderen Moment oder einer Erfahrung erzählen, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist? "Es gab so viele Episoden in den vergangenen Jahren! Gerne erinnere ich mich an Momente in denen die Bewohner außerhalb der Einrichtung unterwegs waren zu Ausflügen, Wanderungen oder Radtouren. Als besonders empfinde ich, wenn mir ehemalige Bewohner begegnen, die ich während ihrer Kinder- und Jugendzeit betreut habe. Wenn sie mich heute als Erwachsene morgens auf dem Weg zu ihrer Arbeit grüßen oder spontan ein Gespräch mit mir anfangen."
Was schätzen Sie besonders an Ihrem Arbeitsplatz? "Immer im Team zu arbeiten, niemals alleine zu stehen. Die Freiheit, eigentlich die Aufforderung, zu gestalten."
Wie sehr / in welchen Bereichen hat sich die Stiftung im Laufe Ihrer Dienstzeit (weiter)entwickelt? "Als ich in der Stiftung begonnen habe, waren wir in meinem ersten Team fünf Mitarbeiter für 15 Jugendliche. In einem Bewohnerzimmer waren bis zu vier Betten. Es gab einen großen Waschraum mit acht Waschbecken in einer Reihe und zwei Badewannen für eine Wohngruppe. Inzwischen sind wir sehr viel mehr Mitarbeiter. Die Bewohner leben in komfortablen Einzelzimmern meist mit eigenem Bad. Aber auch die Erwartungen und Anforderungen an unsere Arbeit sind sich seitdem größer geworden."
Wir danken Herrn Leißring, für die tollen Einblicke in seine Arbeit und dass er sich die Zeit genommen hat, unsere Fragen zu beantworten. Auf die nächsten 30 Jahre! :-)